Kämpfen lernen – heißt nicht auf der Strasse schlagen!

So steht es über dem Boxring von Kickboxen Deutschland. Der Trainer und Inhaber Jonny Keta beweist, dass Kampfsport nichts mit Draufhauen, sondern mit Disziplin und Konzentration zu tun hat.

Halbnackte Männerkörper, durchtrainierte Kämpfer, Frauen in knappen Kleidern, schreiende Zuschauer, die ihre Favoriten anfeuern, Blut, Schweiß und Tränen – das ist die Atmosphäre, wenn die Kämpfer in Keta‘s Fight Club in den Ring steigen.

Jonny Keta, Chef-Trainer von Kickboxen Deutschland, bleibt dabei die Ruhe selbst. Diese Ruhe strahlt er aus, wann immer man auf ihn trifft. Egal, ob er gerade einen seiner Schützlinge im Ring betreut, ob er den Nachwuchs trainiert oder im Alltag. „In der Ruhe liegt die Kraft“ ist genau das richtige Motto für ihn.

Die Lebensgeschichte von Jonny Keta beginnt in Albanien: „Aus Tirana kam nur das staatliche Fernsehen und das war zensiert. Fußball war der einzige erlaubte Sport, Herkules war mein Held. Ich dachte, der ist der stärkste Mann der Welt. Dann habe ich von Muhammad Ali gehört. Und die Rocky-Filme gesehen. Von da an wollte ich sein wie Rocky. Herkules war nur ein Film – Boxen war echt!“ Der Weg zum Boxen war nur möglich durch äußerste Disziplin und hartes Training: „Ich habe mir aus einem Traktorsitz ein Wandschlagpolster gebaut und normale Arbeitshandschuhe mit Ziegenhaar gefüttert. So habe ich mein Training angefangen.“

Das Training machte sich bezahlt. Als Box-Amateur hatte er sich in seiner Heimat schon einen Namen gemacht und viele Größen aus Albaniens Politik und Wirtschaft engagierten den Kämpfer als Bodyguard. Dann gab es politische Veränderungen und Jonny Keta kam nach Deutschland: „In Würzburg habe ich mit dem Training weitergemacht. Ich wollte Boxchampion werden. Aber mein Trainer hat mich gegen einen deutschen Kickbox-Meister in den Ring geschickt. Ich hatte keine Ahnung worauf ich mich da einließ, aber plötzlich hatte ich den Deutschen Meister in meinem ersten Kampf besiegt.“

Es sollte nicht der einzige Erfolg in Jonny Ketas Laufbahn bleiben. 2001 brachte er es zum Super-Schwergewichts Vize-Weltmeister im Thai-Boxen. Und sogar der Weltmeister im Free-Fight unterlag ihm im Kampf. Doch eine Knieverletzung beendete die Profikarriere. „Die Physiotherapie führte mich nach München. Hier hatte ich einige Freunde, die mir weiterhelfen wollten.“ Die meinten, er sollte als Trainer arbeiten: „Erst habe ich Privatunterricht gegeben, dann im Kunstpark eine kleine Boxschule eröffnet. Heute habe ich meine Schule in der Leopoldstrasse 202a zusammen mit meinem Bruder Gjetan. Jetzt haben wir 320 Mitglieder.“

Dabei hat Jonny Keta Kickboxen in Bayern salonfähig gemacht: „Wir haben als erste Thai-Boxen, also K1 und Muay Thai, nach München gebracht.“ Bei Kickboxen Deutschland wurde alles unternommen, damit dieser Sport sein Schläger-Image loswird: “Ich schaue mir die Leute ganz genau an, die ich trainiere. Jeder durchläuft hier eine Woche Probetraining. Wer die Regeln verletzt, wer sich nicht an Fairness und Disziplin hält, von dem muss ich mich trennen. Ich kann hier keine Schläger brauchen.“

Disziplin ist Jonny Ketas Schlüssel zum Erfolg: „Ich habe Disziplin von meinem Großvater gelernt. Disziplin und Verlässlichkeit erwarte ich auch von meinen Schülern. Ich glaube nicht an Glück. Ich glaube an Disziplin und harte Arbeit.“ Er kann nicht alle seiner Schüler erreichen. Die Schüler, die sich anstrengen und von ihm Disziplin lernen, die haben sich etwas angeeignet, was ihnen ihr ganzes Leben nützlich sein wird: „Einen Kampf gewinnst du zuerst im Kopf. Deshalb muss in deinem Leben Ordnung herrschen. Champion sein ist eine Lebenseinstellung. Das ist es, was ich meinen Schülern beibringe.“

Seine Schüler folgen ihm aufs Wort. Ruhig und bestimmt gibt Jonny Keta seine Anweisung. Immer bleibt er dabei ruhig und gelassen. Auch das ist Ausdruck seiner Lebenseinstellung: „Ohne Ruhe und Geduld kannst du nicht gewinnen. Ich bin jetzt ein Lehrer. Da darf ich nicht ausflippen. Im Ring, da gibst du alles. Wenn der Kampf vorbei ist, dann schüttelst du deinem Gegner die Hand. Du bist ihm dankbar, dass er dir die Chance gegeben hat, dich zu beweisen, zu zeigen was in dir steckt. Und du bist froh und zu Recht stolz. Respekt bekommst du nicht geschenkt. Respekt musst du dir verdienen.“

Respekt hat Jonny Keta auch vor der Leistung anderer: „Egal ob jemand auf dem Bau arbeitet, Kickboxer ist oder Taxifahrer, was ich an den Menschen hier mag ist ihr Fleiß und ihre Disziplin. Gerade bei den Fahrern von IsarFunk merkt man, dass die ihren Beruf ernst nehmen. Die sind einfach disziplinierter und bringen die richtige Einstellung mit. Davor habe ich Respekt. (TB)

Autor: Tom Buntrock
Erschienen in: IsarFunk News, Ausgabe 1-2010

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