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Kickboxen, dieses Wort weckt Assoziationen, die sich nicht immer als wahr erweisen. Menschen, die bislang noch nicht in Berührung mit dieser relativ neuen Kampfsporttechnik kamen, denken oftmals, es handle sich um eine Art brutalen Straßenkampf, die feinen Details und effektiven Fitness-Varianten werden dabei häufig übersehen. Eines ist klar: Diese Sportart, die gerade einmal etwa 40 Jahre Geschichte hinter sich hat, besitzt längst eine ganz eigene Prägung, die sich in der Praxis als erstaunlich vielfältig erweist.

Rücken wir zuerst den harten Vollkontakt-Kampf in unseren Fokus, der tatsächlich eine hohe Effizienz aufweist. In den Faust- und Fußschlägen liegt hierbei die volle Körperkraft, denn der Kampf ist nicht nur darauf ausgelegt, Punkte zu sammeln, sondern auch, den Gegner nach Möglichkeit in den K.O. zu befördern. Ein gezielt gesetzter Schlag kann also den Kampf vorzeitig beenden, in allen anderen Fällen addiert der Ringrichter sämtliche korrekten Treffer. Nicht immer gewinnt hierbei derjenige, der die besten Techniken aufweist, sondern manchmal geht auch der Teilnehmer als Sieger hervor, der härter im Nehmen und / oder im Austeilen ist. Der Stil erweist sich insgesamt als eine Mischung aus klassischem Boxen und Thaiboxen, dessen Wurzeln wiederum im Kung Fu zu finden sind. Die Trefferfläche entspricht der des Boxens, nur dass die Beine hinzugenommen werden, die mit »Kicks« bis hoch zum Kopf für eine erweiterte Variabilität sorgen. Spezialitäten wie der Fersendrehschlag und der Axtkick bergen eine Menge Kraft in sich, die es im günstigen Augenblick zu nutzen gilt: Nicht ohne Grund stammt der Name des Kickboxens von seinen effektiven Fußschlägen.

Wer den UFC Lightweight Champion Conor Anthony McGregor kennt, wird wissen, dass auch er sich gern verschiedener Kickbox-Moves bedient, um seine Gegner bei der Stange zu halten. Vielleicht ist das der Grund, warum die führende Sportwettenseite BetStars den irischen Mixed Martial Arts-Kämpfer so oft im Vorteil gegenüber seinem härtesten Konkurrenten Nate Diaz sieht. Und die Kampfstatistiken geben den Buchmachern tatsächlich Recht, zuletzt trug McGregor im Sommer 2016 durch einen Mehrheitsentscheid der Punktrichter den Sieg gegen Diaz davon.

Doch die Vollkontakt-Variante stellt nur einen Aspekt von vielen im praktisch ausgeübten Kickboxen dar. Im Leichtkontakt sind es die Techniker, die ihre haushohe Überlegenheit ausleben, denn die Faust- und Fußschläge dürfen keine volle Kraft entfalten. Ein Sieg durch K.O. lässt sich auf diese Weise nicht erreichen, darum geht es hier immer um die erzielten Punkte und damit de facto um technische Überlegenheit. Eine Spielart des Leichtkontakts stellt der Semikontakt dar, auch Pointfighting genannt. Im Mittelpunkt stehen die volle Körperkontrolle und ein zügiges Reaktionsvermögen, um den Gegner auszutricksen und möglichst viele Treffer mit gezügelter Kraft zu landen. Immer dann, wenn ein Treffer fällt, verkündet der Ringrichter direkt seine Wertung. Ein bisschen erscheint das Ganze von außen wie Fechten – nur ohne Degen: schnell, präzise und leichtfüßig. Im Gegensatz zum Voll- und Leichtkontakt findet der Kampf in den meisten Fällen nicht im Boxring, sondern auf Matten statt. Da bei der Entwicklung des Kickboxens die ursprüngliche Idee darin lag, verschiedene Kampfsportarten im direkten Duell miteinander vergleichbar zu machen, ließe sich das Pointfighting als Herz dieses Sports bezeichnen: damit lässt sich der genannte Gedanke am besten verwirklichen.

Doch Kickboxen ist nicht nur reiner Wettkampf, sondern diese Sportart dient auch der gezielten Leibesübung und damit der menschlichen Fitness. Die einzelnen Moves werden dabei wie eine Art Aerobic-Programm verwertet, gern mit musikalischer Untermalung und im teilweise schweißtreibenden Rhythmus mit hohem Kalorienverbrauch. Gleichzeitig werden auch Gelenkigkeit und Koordination trainiert, ebenso wie das Gleichgewichtsgefühl und die Körperspannung. Die Feinheiten sind je nach Trainer unterschiedlich gelagert, einzelne Übungen können richtig fantasievoll ausgestaltet sein, sie unterliegen jedenfalls keinen Kampfsportregeln.


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Zuletzt wäre da noch der getanzte Kampfsport zu erwähnen, eine elegante Ausprägung des Punkte-Wettbewerbs. Der sogenannte Hardstyle, der allein den Köper als »Waffe« einsetzt, leitet sich aus dem Taekwondo und Karate ab, während der Softstyle ohne zusätzliche Waffen Wushu und Kung Fu zur Basis haben. Hinzu kommen Hard- und Softtechniken mit Langstab, Hakenschwert, Naginata oder Tai Chi Chuan Schwert, die allesamt nicht wirklich gegen einen Gegner eingesetzt, sondern nach freier Choreographie geführt werden. Einflüsse des Sai, Tonfa Katana und Bo machen den getanzten Waffenkampfsport zu einer furiosen Komposition, die vielfältige Moves miteinander vereint: schön anzuschauen und nicht ganz einfach durchzuführen.

An diesem Punkt könnte es lohnenswert sein, einen Moment in sich hineinzulauschen, um zu erfahren, welchen Klang das Wort »Kickboxen« nach Genuss dieses Artikels besitzt: Haben Ihre Vorstellungen sich verändert? Wichtig ist vor allem, festzuhalten, dass diese Sportart zahlreiche Facetten besitzt, die sowohl harte Kämpfer als auch feinsinnige Tänzer und noch dazu ehrgeizige Fitness-Freunde ansprechen, je nachdem, um welche Ausprägung es sich handelt.

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